„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“
(Apostelgeschichte 5,29 – Monatsspruch Juni 2021)
Diese Antwort gaben Petrus und die anderen urchristlichen Apostel, als ihnen von der obersten jüdischen Religionsbehörde verboten wurde, öffentlich von Jesus zu reden und zu bezeugen, dass Jesus der von Gott gesandte Messias und Retter ist. Die ersten Christen waren loyale Staatsbürger, sie zahlten ihre Steuern und hielten Frieden, aber diesem Verbot unterwarfen sie sich nicht. Denn: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“
Die Entscheidung, Gott zu gehorchen, ist nie ohne Folgen geblieben. Für die Evangelischen im Erzbistum Salzburg hatte sie zu Beginn des 18. Jahrhunderts schwere Konsequenzen. Ihr Landesherr, Erzbischof Leopold Anton von Firmian, wollte sie mit Gewalt wieder zum katholischen Glauben bekehren. Ihr Gewissen aber gebot ihnen, sich dieser Anordnung zu widersetzen. Etwa 150 evangelische Bauern verpflichteten sich am 5. August 1731 in Schwarzach mit einem Eid, dem evangelischen Bekenntnis die Treue zu halten. Ab Ende 1731 wurden 20.000 Salzburger ausgewiesen und mussten innerhalb von acht Tagen im kalten Winter ihre Heimat verlassen. Viele starben unterwegs, aber die meisten von ihnen fanden im damaligen Königreich Preußen eine neue Heimat.
Gottseidank herrscht in unserem Land im 21. Jahrhundert Religionsfreiheit, jeder darf zu seinem Glauben stehen. Auch in der Pandemie-Zeit dürfen Präsenzgottesdienste (hoffentlich!) weiter stattfinden, wofür wir dankbar sind. Und als Christen halten wir uns an die geltenden Lockdown-Bestimmungen – auch wenn manches nicht einsichtig ist. Wir beten für unsere Politiker und versuchen, das in unserer Macht Stehende zum Wohl des Gemeinwesens beizutragen.
Doch wenn nicht alles täuscht, gehen wir Zeiten entgegen, in denen sich immer mehr Widerstand gegen das Christentum, gegen die Bibel und gegen christliche Werte breit macht. Wir merken es schon deutlich im öffentlichen Diskurs, wenn uns als Christen vorgeworfen wird, wir seien „intolerant“: wenn wir Jesus als den einzigen Weg zu Gott bekennen; wenn wir eintreten für die Würde und den Schutz des menschlichen Lebens von Anfang an und gegen die aktive Sterbehilfe; wenn wir die Ehe von Mann und Frau und den Wert der Familie als Keimzelle der Gesellschaft betonen.
Es kann durchaus sein, dass der staatliche und gesellschaftliche Druck auf Christen in Zukunft stärker wird. Dann gilt es, sich nicht aus Angst vor „Bedeutungsverlust“ dem „Mainstream“ anzupassen, sondern Gottes Wort zu achten und bereit zu sein, Nachteile in Kauf zu nehmen. Dann gilt es, mit allen, „die mit Ernst Christ sein wollen“ (so Martin Luther), zusammenzustehen und Gemeinschaft zu pflegen. So haben es die ersten Christen getan, so die Salzburger, so tun es die verfolgten Christen in vielen Teilen unserer Erde.
Ich wünsche mir für mich, für alle, die sich bewusst zu Jesus und seiner Gemeinde halten, dass wir den Mut und die Kraft haben zu sagen und es zu leben: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“
Herzlich grüßt Sie, liebe Gemeindeglieder,
Ihr Pfarrer Hans Weghorn