Gott spricht: „Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten.“


(Jeremia 31,9: Monatsspruch November 2020)

In einer Grundschulklasse beginnt ein Kind plötzlich zu weinen und weint in einem fort. Kein Zureden hilft. Das Mädchen zuckt hilflos mit den Schultern, als der Lehrer nach dem Grund seines Weinens fragt. Ob es Schmerzen hat, ob eine Krankheit kommt? Schließlich geht der Lehrer mit dem Kind ins Sekretariat, um die Mutter des Kindes anzurufen. Als sie in die Klasse kommt, weint das Mädchen immer noch. Da gibt ein Mitschüler dem Lehrer den Rat: „Vielleicht muss sie nur mal richtig liebgehalten werden; vielleicht ist dann alles wieder gut!“

Wie gut hat es uns als Kindern getan, wenn wir uns z.B. verletzten oder schlecht träumten, dass Vater oder Mutter oder eine andere nahestehende Person uns „liebgehalten“ hat, uns getröstet hat. Doch nicht nur Kinder brauchen Trost, Nähe, Liebe in schwierigen, trostlos erscheinenden Situationen. Wir alle, ob jung oder alt, brauchen Trost, wir sind Trost-bedürftig: weil uns Wunden zugefügt wurden, weil ein geliebter Mensch von uns genommen worden ist. Im Trauermonat November denken wir ja besonders an die Menschen, die nicht mehr bei uns sind. Gut, wenn wir Menschen unseres Vertrauens haben, mit denen wir mal reden können, die uns verstehen, die uns ein Stück trösten können. Und noch besser ist es, wenn wir Trost erfahren von Gott und aus seinem Wort. So wie damals das Volk Israel, dem im Exil in Babylon Gott durch den Propheten sagen ließ: „… ich will sie trösten und leiten.“

   Gottes Trost ist nicht oberflächlich und distanziert, wie es unser menschlicher „Trost“ oft ist. „Kopf hoch, wird schon wieder! Das Leben geht weiter. Nach jedem November kommt wieder ein Mai. Denk an andere, denen es noch schlimmer geht!“ Nein, Gott hält nicht Abstand von uns, sondern kommt uns ganz nahe, hinein in unsere Not. Diese seine Liebe hat er bewiesen durch Jesus, der unser Leiden auf sich nahm und unseren Tod starb. Und weil Jesus auferstanden ist und den Tod überwunden hat, gibt es echten Trost: Trost, der vor dem Tod nicht Halt macht. Trost aus dem Wort Gottes und in der Gemeinschaft der Glaubenden. Trost, den wir uns gegenseitig zusprechen dürfen. Denn Gott „hält alle lieb“, die sich in ihrer Trostbedürftigkeit ihm anvertrauen.

Einem afrikanischen Christen wurde seine siebzehnjährige Tochter durch den Tod genommen. Trauer erfüllte die ganze Familie. Aber sie waren auch getröstet durch die Hoffnung auf ein ewiges Leben. Auf das Grab der Tochter setzte der Vater ein schlichtes Holzkreuz und schrieb die Worte darauf: „Der Tod hat keine Hände!“ – Als der Missionar ihn fragte, was die Inschrift bedeuten solle, gab der Vater zur Antwort: „Ich weiß, dass mir der Tod mein Kind nicht wegnehmen und auf ewig festhalten kann, sondern ich werde es bei Jesus wiedersehen. Der Tod hat ja keine Hände mehr, seit Jesus auferstanden ist!“

Nein, der Tod hat keine Hände. Aber Gott hat starke Hände, die alle bis in Ewigkeit festhalten, die Jesus vertrauen. Im Glauben an Jesus sind wir geborgen und getröstet in Zeit und Ewigkeit und erfahren, was Gott sagt: „Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten.“

 

Herzlich grüßt Sie, liebe Gemeindeglieder,

 

Ihr Pfarrer